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S9.12 Wie Futtermittelbetrug verhindern

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Dieses Dokument ist in 3 verschiedenen Sprachen verfügbar

Ausführung: 1 März 2021

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1. Einführung

Betrug ist eine wichtige Quelle von Risiken, die die Unbedenklichkeit von Lebens- und Futtermitteln beeinträchtigen können. Auch weil Betrug das System unterminiert, das gerade zur Gewährleistung der Unbedenklichkeit erstellt worden ist. Die Futtermittelwirtschaft ist sich wie die Lebensmittelindustrie der Notwendigkeit bewusst, dass diesem Thema Aufmerksamkeit zu widmen ist und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen sind. Mit diesem Informationsblatt zu Futtermittelbetrug möchte GMP+ International dazu einen Beitrag leisten. Das Dokument ist Bestandteil der erneuerten Integritätspolitik, die GMP+ International Anfang 2015 einführte.

Definition von Futtermittelbetrug

Futtermittelbetrug umfasst eine breite Palette an vorsätzlichen betrügerischen Handlungen im Zusammenhang mit Futtermitteln. 1 , 2 , 3 . Der Schwerpunkt in diesem Informationsdokument liegt auf der vorsätzlichen und wirtschaftlich motivierten Verfälschung (Economically Motivated Adulteration, EMA). Es gibt verschiedene Definitionen von Lebensmittelbetrug, die sich ebenfalls für die Definition von Futtermittelbetrug verwenden lassen. Im Allgemeinen geht dieses Informationsdokument von folgender Definition aus: die betrügerische Hinzufügung nicht authentischer Stoffe bzw. die betrügerische Entfernung oder den betrügerischen Austausch authentischer Stoffe ohne Wissen des Käufers zum finanziellen Nutzen des Verkäufers. 5

Weshalb wurde dieses Informationsdokument erstellt?

Die Futtermittelwirtschaft hat mit Betrug bei Lebensmitteln und Futtermitteln (und deren Ausgangserzeugnisse) zu kämpfen. Betrug gefährdet die Sicherheit von Mensch und Tier. Betrug beeinträchtigt die Gewährleistung dieser Sicherheit und auch die Produktintegrität sowie das Vertrauen der Kettenpartner und der Verbraucher. Das (Sicherheits-) Risiko ist groß, da das Ziel der Betrüger darin besteht, dass der Betrug nicht entdeckt wird; darüber hinaus sind die Betrüger nicht an eventuellen Konsequenzen interessiert (oder darüber informiert). Ihre Absicht ist es, mehr Geld zu verdienen, um Kosten oder Verluste zu reduzieren.

Diese wirtschaftlich motivierte Verfälschung hat verschiedene Folgen:

  • Wenn in den Erzeugnissen, die Ihr Unternehmen herstellt, (unbekannte) gefährliche Stoffe oder Erzeugnisse vorhanden sind, kann sich das negativ auf die Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln auswirken und die Gesundheit von Menschen und/oder Tieren schädigen.
  • Die Integrität Ihrer Erzeugnisse und die Gewährleistung von deren Unbedenklichkeit sowie die Integrität Ihres Unternehmens (und der gesamten Branche) stehen auf dem Spiel.
  • Der Ruf und das Image Ihres Unternehmens (und der gesamten Branche) und das Vertrauen darin können negativ beeinflusst werden, wenn Sie von betrügerischen Aktivitäten betroffen sind bzw. durch solche Aktivitäten Schaden erleiden.
  • Wirtschaftliche Folgen umfassen unter anderem Verlust von Kunden, Umsatzverlust, Rückruf Ihrer Erzeugnisse, Schadensforderungen von Direktabnehmern (Viehhaltern) und anderen Teilnehmern in der Kette (z.B. Schlachthäusern, Ladenketten), Exportrestriktionen, Streichung als Lieferant oder Teilnehmer in der Kette und einen rückläufigen Verbrauch von Erzeugnissen tierischen Ursprungs.

Mit diesem Dokument bezweckt GMP+ International eine Verstärkung des Bewusstseins für die vorstehend genannten Konsequenzen und eine Unterstützung der nach GMP+ zertifizierten Unternehmen über die Aufmerksamkeit für und Maßnahmen gegen Futtermittelbetrug.

Die Stakeholder von GMP+ International wollen GMP+-zertifizierten Unternehmen die Möglichkeit bieten, Ihr eigenes Integritätsniveau festzulegen und zu verbessern. Aus diesem Grund hat GMP+ International gemeinsam mit diesen ein GMP+-Informationsdokument zur Bekämpfung von Futtermittelbetrug entwickelt. In Übereinstimmung mit den Normen aus der GMP+ International Feed Support Products muss das Dokument folgende Kriterien erfüllen:

  • Es muss unabhängig sein und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Dies erfolgt über durch die Beteiligung der Professorin für Food Authenticity Saskia van Ruth von Wageningen UR/ RIKIL.
  • Das Dokument muss praktisch sein. Es ist über die Einbeziehung von Fachleuten aus der Futtermittelindustrie bei der Erstellung des Informationsdokuments erstellt worden.
  • Es muss eine Beziehung zur Lebensmittelindustrie bestehen. Dies wird dadurch gewährleistet, dass das SSAFE-Tool als Grundlage für die Erstellung dieses Informationsdokuments diente (weitere Informationen: http://www.ssafe-food.org/our-projects/).

Gesetzlicher Rahmen

Futtermittelbetrug fällt im Allgemeinen unter die Regelungen von Verordnung (EG) 178/2002 (Allgemeine Lebensmittelverordnung). Diese Verordnung erstreckt sich auch auf Futtermittel, die für Tiere bestimmt sind, die Erzeugnisse tierischen Ursprungs für den menschlichen Verbrauch produzieren. Ziel der Allgemeinen Lebensmittelverordnung ist es, die Interessen der Verbraucher zu schützen und den Verbrauchern eine Grundlage für gut durchdachte Entscheidungen in Bezug auf die Lebensmittel zu bieten, die sie konsumieren. Die Allgemeine Lebensmittelverordnung soll Folgendes verhindern:

  • betrügerische oder irreführende Praktiken
  • die Verfälschung von Lebensmitteln
  • andere Praktiken, die den Verbraucher in die Irre führen können.

In Verordnung (EG) Nr. 767/2009 wird Futtermittelbetrug ebenfalls allgemein reguliert. Etikettierung und Präsentation von Futtermitteln dürfen den Abnehmer nicht in die Irre führen.

Futtermittelbetrug im Hinblick auf die Futtermittelsicherheit

Bei einem Zwischenfall mit Futtermitteln muss dessen Ursache berücksichtigt werden. Futtermittelsicherheit befasst sich mit der unabsichtlichen Kontaminierung von Futtermitteln durch bekannte Erzeugnisse, Organismen, unsachgemäße Behandlung oder Verarbeitung. Futtermittelbetrug unterscheidet sich davon, da es sich um eine vorsätzliche Handlung handelt, deren Ziel finanzieller Gewinn ist. Futtermittelbetrug unterscheidet sich von Futtermittelsicherheit auch darin, dass die verschiedenen verwendeten Kontaminanten unüblich sind und nur bekannt werden, wenn sie gezielt analysiert werden. Die Verhütung von Futtermittelbetrug und Feed Safety Assurance ähneln einander sehr. In beiden Fällen kann ein Mangel an Kontrolle zu Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier führen.

Gewährleistung unbedenklicher Futtermittel identifiziert die Risiken für Gefahren, teilt diese Risiken ein, schreibt Lenkungsmaßnahmen vor, um diese Risiken einzuschränken, und überwacht das Ergebnis der Risikolenkung – Konformität ist in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung.

Verhütung von Futtermittelbetrug identifiziert die Anfälligkeit für Betrug und wird um einen Plan zur Betrugsverhütung ergänzt, der Lenkungsmaßnahmen enthält. Im Mittelpunkt stehen hier Abweichungen von Standards beziehungsweise Nonkonformitäten.

Die Verhütung von Futtermittelbetrug erfordert ein anderes Vorgehen als die Lenkung von Futtermittelsicherheit, -qualität und „feed defence“ Wie in Abbildung 1 gezeigt, sind die Zwischenfälle in Bezug auf Futtermittelqualität und Futtermittelsicherheit unabsichtlich, da der Futtermittelhersteller keine Beweggründe hatte, diese Zwischenfälle herbeizuführen, und es kein Krimineller ist, der diese Handlung ausführt. „Feed defence“ ist der Schutz von Futtermitteln gegen eine ideologisch motivierte Verunreinigung oder Verfälschung mit biologischen, chemischen, physischen oder radiologischen Mitteln. Futtermittelbetrug ist eine vorsätzliche Handlung, deren Beweggrund finanzieller Gewinn ist.7

Abbildung 1. Die Futtermittel-Risikomatrix7

Obwohl das Vorgehen anders ist, kann ein QM-System für Futtermittelsicherheit wie HACCP Unternehmen dabei unterstützen, beide Risiken, d.h. Betrug und Futtermittelsicherheit, anhand eines Systems zu lenken.

Ein geeignetes Vorgehen zur Betrugsverhütung in der Lebensmittelwirtschaft ist das System VACCP (Vulnerability Assessment Critical Control Points). Zusätzlich zu den Maßnahmen aus diesem Informationsdokument ist ein VACCP-System für Futtermittel auf der Grundlage der mit diesem System gemachten Erfahrung und des Feedbacks zu diesem Informationsdokument zu entwickeln.

Dabei muss immer bedacht werden, dass die Lenkung von Futtermittelbetrug nichts Neues ist. Im GMP+ FC scheme werden Punkte im Zusammenhang mit der Futtermittelsicherheit beschrieben, die teilweise oder ganz unter Futtermittelbetrug fallen, aber in der Vergangenheit nicht oder in geringerem Maße als Futtermittelbetrug eingestuft wurden. Diese Qualifizierung tritt mehr durch die zunehmende Aufmerksamkeit für und die Bekämpfung von Betrug mit (Ausgangserzeugnissen für) Lebensmitteln und Futtermitteln in den Vordergrund.

Beispielsweise:

  • Falsche Kennzeichnung von Dokumenten, die zu einem Erzeugnis gehören (Verträge, Dokumente zu gelieferten Erzeugnissen und Etikette von Erzeugnissen).
  • Aufnahme von Mineralölen und Melamin als Gefährdung in die GMP+-Risikobewertungen und den Standard GMP+ TS1.5 Spezifische Grenzwerte für unbedenkliche Futtermittel.
  • Nicht korrekte Verwendung des GMP+-Logos.

Erstellung dieses Informationsdokuments

Für die Erstellung dieses Informationsdokuments dienten wissenschaftliche Erkenntnisse als unabhängige Grundlage, um die wichtigsten Risiken für Betrug in der Futtermittelwirtschaft zu ermitteln. Aus diesem Grund richtete GMP+ International eine Arbeitsgruppe mit Vertretern und Fachleuten aus den verschiedenen Bereichen der Futtermittelkette ein. Unter anderem fand ein Workshop unter Leitung der Professorin für Food Authenticity Saskia van Ruth von Wageningen UR/RIKILT statt. Van Ruth entwickelte gemeinsam mit der Vrije Universiteit Amsterdam im Auftrag der Global Food Safety Initiative (GFSI) und in Zusammenarbeit mit SSAFE das „Food Fraud Vulnerability Assessment Tool“ (SSAFE). Der Anwendungsbereich des Tools ist Betrug in der Lebensmittelkette und der internen Organisation. Das Tool wurde als Grundlage für den Workshop verwendet, dessen Ziel in der Ermittlung der wichtigsten Risiken für Betrug in der Futtermittelkette lag.

Ergebnis war eine Liste mit den wichtigsten Betrugsrisiken, die als Ausgangspunkt für Unternehmen der Futtermittelkette und als Anregung dient, um die Möglichkeiten für Futtermittelbetrug, die Auswirkungen davon, eventuelle Lenkungsmaßnahmen und die Überlegung, ob weitere Risiken bestehen, weiter zu untersuchen.

2. Wat ist Futtermittelbetrug?

Futtermittelbetrug umfasst eine breite Palette an vorsätzlichen betrügerischen Handlungen im Zusammenhang mit Futtermitteln.1,2,3. Der Schwerpunkt in diesem Informationsdokument liegt auf der vorsätzlichen und wirtschaftlich motivierten Verfälschung (Economically Motivated Adulteration, EMA). Es gibt verschiedene Definitionen von Lebensmittelbetrug, die ebenfalls für die Definition von Futtermittelbetrug verwendet werden können. Im Allgemeinen erstreckt sich die Definition auf die betrügerische Hinzufügung nicht authentischer Stoffe bzw. die betrügerische Entfernung oder den betrügerischen Austausch authentischer Stoffe ohne Wissen des Käufers zum finanziellen Nutzen des Verkäufers.5 Darunter fallen folgende Sorten des Futtermittelbetrugs4:

  • Ersatz durch:
    • Verdünnung ist ein Verfahren, bei dem ein hochwertiges Erzeugnis betrügerisch mit einem minderwertigen Erzeugnis vermischt wird.
    • Ersetzung ist ein Verfahren, bei dem ein hochwertiges Erzeugnis betrügerisch durch ein anderes Erzeugnis oder teilweise durch ein minderwertiges Erzeugnis ersetzt wird.
  • Vertuschung ist ein Verfahren, bei dem die minderwertige Qualität eines Erzeugnisses betrügerisch vertuscht wird.
  • Falschetikettierung ist ein Verfahren, bei dem auf der Verpackung oder in den dem Erzeugnis beiliegenden Dokumenten falsche Behauptungen oder Informationen angegeben werden.
  • Nicht genehmigte Zusätze ist ein Verfahren, bei dem Erzeugnissen unbekannte und nicht angezeigte Stoffe, die über keine Zulassung verfügen, hinzugefügt werden, um ihre Qualität zu verbessern.

Tabelle 2: Beispiele für Futtermittelbetrug.

Ersetzung

Verdünnung von Sonnenblumenöl mit Mineralöl in der Ukraine (2008)

Sonnenblumenartikel

Verdünnung von rohem Sonnenblumenöl mit raffiniertem Geflügelöl in der Ukraine (EWS GMP+, 2015)

Sonnenblumen-Geflügelöl EWS 2015.11.17

Verdünnung von tierischem Fett mit technischem Fett in Belgien (1999)

artikel

artikel

Ersetzung von Fischmehl durch Federmehl

MANCP Meerjarig Nationaal Controleplan Nederland jaarverslag 2013

Vertuschung

Fehlen von L-Lysin in Zusatzstoffen

RASFF 2011.1184

Fehlen von Cholinchlorid

RASFF 2011.0727

Verkauf von minderwertigen Erzeugnissen, die beim Start der Produktionsstraße anfallen, als normale Erzeugnisse


Falschetikettierung

Falsche Kennzeichnung der geographischen Herkunft, Art der Herkunft, botanischen Herkunft oder Rasse: z.B. Herkunft von Fischmehl undeutlich,

Lettland als Herkunftsland deklariert

RASFF 2015.0489

Technisches Kasein als Kasein mit Futtermittelqualität etikettiert

RASFF 2007.CRV

Unerlaubte Verwendung eines spezifischen Qualitätszertifikats/Bildzeichens (z.B. GMP+-Logo), aber keine Zertifizierung

gemäß dieser Qualitätsnorm.

Newsletter vom 2015-01-29

Falsches Gesundheitszertifikat Fischmehl

RASFF 2012.BEH

Nicht genehmigte Zusatzstoffe

Hinzufügung von Melamin zu Sojamehl

RASFF 2008.1480

Hinzufügung von Ureum zu Hefe

RASFF 2016.0160

3. Die Wissenschaft Erkenntnisse zur Futtermittelbetrug

Die Wissenschaft 4,8,9 ist der unabhängige Faktor, der dazu dient, die wichtigsten Risiken für Betrug in der Futtermittelkette zu ermitteln.

Warum begehen manche Menschen oder Unternehmen Futtermittelbetrug?

Wissenschaftler haben drei Hauptfaktoren ermittelt, die die Anfälligkeit eines Unternehmens für Futtermittelbetrug festlegen, siehe Abbildung 2:

  1. Möglichkeiten
  2. Motivationen
  3. Lenkungsmaßnahmen

Abbildung 2. Elemente, die für die Anfälligkeit für Betrug maßgeblich sind

Der Zusammenhang zwischen Möglichkeiten, Motivationen, Lenkungsmaßnahmen und der Anfälligkeit für Futtermittelbetrug wird in der folgenden Abbildung 3 dargestellt.

Abbildung 3: Anfälligkeit für Betrug

Zu 1. Möglichkeiten

Es muss die Möglichkeit oder Gelegenheit bestehen, Betrug zu begehen. Zu den Möglichkeiten zählen unter anderem:

  • Eigenschaften der Erzeugnisse: aufgrund der Art ihrer Zusammensetzung, physische Eigenschaften, Qualitäten und geografische oder produktionstechnische Herkunft.
    • Die einfache Verfälschung der Zusammensetzung eines Erzeugnisses schafft Möglichkeiten für potenzielle Betrüger, um Betrug zu begehen. Je kleiner die Teile eines Erzeugnisses sind, desto einfacher ist es, sie zu fälschen, zum Beispiel bei gemahlenen Erzeugnissen, Pulvern und Flüssigkeiten.
    • Wenn ein Erzeugnis aus mehreren Erzeugnissen/Zutaten besteht, gibt es im Vergleich zu einem Erzeugnis, das aus einem Ganzen (Erzeugnis) besteht, auch mehr Möglichkeiten, mit diesem Erzeugnis Betrug zu begehen.
    • Produktqualität: Erzeugnisse, die zum Beispiel die Grenzwerte für Verunreinigung überschreiten oder die in Varianten unterschiedlicher technischer Qualitätsstufen verfügbar sind, bieten potenziellen Betrügern Möglichkeiten zur Begehung von Betrug.
  • Zugang zum Erzeugnis: Um Betrug begehen zu können, muss Zugang zum Erzeugnis bestehen. Das kann am Produktionsstandort sein, aber auch am Lagerort, während des Transports oder an einem anderen Punkt in der Futtermittelkette.
  • Ermittelbarkeit des Betrugs: Wenn es keinen Plan zur Betrugsverhütung gibt, bieten sich Möglichkeiten, Betrug zu begehen.
  • Transparenz der Futtermittelkette: Eine komplexe oder intransparente Kette, die keinen oder nur begrenzten Informationsaustausch gestattet, bietet potenziellen Betrügern die Möglichkeit, Betrug zu begehen.

Zu 2. Motivationen

Die Motive für Betrug können sein:

  • Wirtschaftlich:
    • Mehrwert: Ein Erzeugnis mit einem Mehrwert (Zusammensetzung, Herstellungsmethode und/oder Herkunft) kann potenzielle Betrüger dazu veranlassen, Betrug zu begehen, weil dies den Preis/die Bezahlung wesentlich beeinflusst. Erzeugnisse mit Mehrwert sind zum Beispiel Erzeugnisse mit einem hohen Proteingehalt, Vitamine, Aminosäuren sowie Erzeugnisse mit einer spezifischen Herkunft oder Herstellungsmethode (z.B. nachhaltige Herstellung).
    • Nachfrage und Angebot: Wenn die Nachfrage nach dem Erzeugnis das Angebot übersteigt, zum Beispiel aufgrund von Exportverboten, Naturkatastrophen oder geringerem Ernteertrag, dann kann dies potenzielle Betrüger dazu veranlassen, Betrug zu begehen.
    • Finanzielle Bedürfnisse: Ein Unternehmen oder eine Person kann dazu veranlasst werden, Betrug zu begehen, wenn zwischen dem Kunden und Auftraggeber von einem finanziellen Druck die Rede ist, wenn finanzielle Verluste auftreten oder wenn es nicht gelingt, finanzielle Bedürfnisse zu erfüllen.
  • Kultur:
    • Armut/Korruption: Umstände im Herkunftsland oder bei einem Unternehmen können Betrüger dazu veranlassen, Betrug zu begehen. Wenn Korruption und Armut vorherrschen, ist die Wahrscheinlichkeit für Betrug höher.
    • Normalfall: In bestimmten Kulturen ist Betrug allgemein als Normalfall akzeptiert, was ebenfalls dazu führen kann, dass jemand Betrug begeht.
  • Persönliche Eigenschaften/Verhaltensweisen: In der Psychologie werden bestimmte persönliche Eigenschaften und Verhaltensweisen als Beweggründe für die Begehung von Betrug betrachtet.

Zu 3. Plan mit Lenkungsmaßnahmen

Der Plan mit Lenkungsmaßnahmen wurde erstellt, um Betrug aufzudecken oder zu verhindern und bei Abweichungen einzugreifen. Ein umfassend dokumentierter Plan mit Lenkungsmaßnahmen gibt vor, wo und wie sich betrügerische Aktivitäten bekämpfen lassen. Ein Plan zur Betrugsverhütung umfasst Folgendes:

  • Eigene Organisation des Unternehmens: Eine Unternehmensorganisation muss auf den angemessenen Umgang mit Betrugshinweisen vorbereitet sein, d.h. dass Verantwortlichkeiten und Befugnisse sowie die eigentliche Umsetzung des Plans zur Betrugsverhütung geregelt sein müssen. Das gilt auch für die Validierung und Verifizierung des Plans zur Betrugsverhütung.
  • Normen: Wenn der Normalfall bekannt ist/Standards bekannt sind (z.B. bestimmte Inhaltswerte von Erzeugnissen), lassen sich Abweichungen ermitteln. Abweichungen können ein Hinweis auf Betrug sein. In der Praxis bildet eine Kombination von Informationen einen Hinweis auf möglichen Betrug.
  • Maßnahmen zur Betrugsverhütung6: Es müssen geeignete Lenkungsmaßnahmen eingeführt werden, um die Risiken zu reduzieren, die für Futtermittelbetrug anfällig machen. Diese Lenkungsmaßnahmen umfassen u.a. einen Kontrollplan, Verifizierung der Herkunft, Spezifikationsverwaltung und Lieferantenaudits.

4. Welche Auswirkungen hat Futtermittelbetrug?

Wenn man sich mit Betrug in der Futtermittelwirtschaft und diesbezüglichen Lenkungsmaßnahmen befasst, dann besteht der erste Schritt darin, ein Bewusstsein dafür zu verstärken, dass auch Ihr Unternehmen Betrugsopfer sein kann.

Welche Auswirkungen kann Betrug auf mein Unternehmen haben?

Es wird empfohlen, dass sich die Leitung des Unternehmens einen Überblick über die möglichen Auswirkungen von Futtermittelbetrug verschafft und angemessen informiert ist. Das gilt zum Beispiel für die folgenden Bereiche:

  • Wenn in den Erzeugnissen, die Ihr Unternehmen herstellt, (unbekannte) gefährliche Stoffe oder Erzeugnisse vorhanden sind, kann sich das negativ auf die Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln auswirken und die Gesundheit von Menschen und/oder Tieren schädigen.
  • Die Integrität Ihrer Erzeugnisse und die Gewährleistung von deren Unbedenklichkeit sowie die Integrität Ihres Unternehmens (und der gesamten Branche) stehen auf dem Spiel.
  • Der Ruf und das Image Ihres Unternehmens (und der gesamten Branche) und das Vertrauen darin können negativ beeinflusst werden, wenn Sie von betrügerischen Aktivitäten betroffen sind bzw. durch solche Aktivitäten Schaden erleiden.
  • Wirtschaftliche Folgen umfassen unter anderem Verlust von Kunden, Umsatzverlust, Rückruf Ihrer Erzeugnisse, Schadensforderungen von Direktabnehmern (Viehhaltern) und anderen Teilnehmern in der Kette (z.B. Schlachthäusern, Ladenketten), Exportrestriktionen, Streichung als Lieferant oder Teilnehmer in der Kette und einen rückläufigen Verbrauch von Erzeugnissen tierischen Ursprungs.

Die Stärkung des Bewusstseins über die möglichen Auswirkungen von Futtermittelbetrug in einem Unternehmen beginnt bei der Leitung des Unternehmens. Die Leitung muss sich der möglichen Auswirkungen von Betrug auf ihre (Unternehmens-) Organisation bewusst sein und wissen, wie die Bekämpfung von Futtermittelbetrug in die Unternehmenspolitik zu integrieren ist. Die Leitung ist für die Festlegung und Befolgung der Unternehmenspolitik verantwortlich, indem sie realistische Ziele festlegt und diese in Richtung der Beschäftigten kommuniziert. Für weitere praktische Informationen finden Sie über diesen Link.

Der Umfang der Auswirkungen wird dadurch bestimmt, wie anfällig das Unternehmen für Futtermittelbetrug ist. Im folgenden Schritt muss ermittelt werden, wo Ihr Unternehmen für Futtermittelbetrug anfällig ist.

5. Wo ist mein Unternehmen anfällig?

Die Erzeugnisse, die Sie erhalten, stammen aus verschiedenen Ketten und können daher auch unterschiedlich anfällig für Betrug sein. Bestimmte Erzeugnisse sind anfälliger für Futtermittelbetrug als andere. Die Anfälligkeit für Futtermittelbetrug hängt ab von:

  • der Art des Erzeugnisses
  • den Unternehmen in der Kette (z.B. Kultur, Betrugshistorie, Finanzlage)
  • den Eigenschaften der Kette (Anzahl der Unternehmen, Komplexität, Transparenz)
  • dem Niveau des bereits vorhandenen Plans zur Betrugsverhütung in Ihrem Unternehmen

Ihr Unternehmen kann in der gesamten Kette für Futtermittelbetrug anfällig sein.

Wissen Sie, wo Ihr Unternehmen für Futtermittelbetrug anfällig ist?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen Sie auf jeden Fall Überblick haben über:

  • die Erzeugnisse in Ihrem Produktportfolio
  • die Kette der an Sie gelieferten Erzeugnisse
  • Ihre eigene (Unternehmens-) Organisation.

Um Sie bei der Beantwortung dieser Fragen zu unterstützen und einen Überblick über die vorstehenden Punkte zu erhalten, hat GMP+ International einen Fragenkatalogerstellt. Dieser Fragenkatalog wurde in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Futtermittelwirtschaft und unter Anleitung der Professorin für Food Authenticity Van Ruth von der Wageningen UR/ RIKILT entwickelt. Es wird empfohlen, den Fragenkatalog von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen Ihres Unternehmens ergänzen zu lassen (siehe Appendix 1).

Wenn das Produktportfolio umfangreich ist, kann es hilfreich sein, Produktgruppen zu erstellen oder den Erzeugnissen Prioritäten zuzuordnen. Beginnen Sie mit Erzeugnissen, die beispielsweise:

  • den größten Anteil am Portfolio darstellen
  • von großen oder wichtigen Lieferanten oder Herstellern stammen
  • teuer sind oder einen spezifischen Mehrwert haben
  • in Futtermitteln für empfindliche Tiere verwendet werden (z.B. Jungtiere)
  • in Futtermitteln verwendet werden, die für Imageschäden des Unternehmens anfällig sind
aufgrund Ihres eigenen Einstufungssystems einer Gruppe mit hohem Risiko zugeordnet wurden

Wenn Sie den Fragenkatalog beantwortet haben, erhalten Sie eine Liste mit betrugsanfälligen Erzeugnissen und Unternehmen. Außerdem erfahren Sie hier, wo sich die Betrugsverhütung verbessern lässt.

Das Expertenteam muss diese Liste kritisch analysieren, um zu ermitteln, welche Maßnahmen zur Betrugsverhütung umgesetzt werden müssen, um die Anfälligkeit für Futtermittelbetrug zu reduzieren. Der folgende Abschnitt enthält Vorschläge für einen Plan zur Betrugsverhütung.

Nach ein paar Anpassungen können Sie den Fragenkatalog auch für die Kette des Enderzeugnisses bis zu Ihrem Kunden verwenden.

6. Wie kann ich mein Unternehmen schützen?

Natürlich wollen Sie verhindern, dass Futtermittelbetrug die Qualität und Unbedenk-lichkeit Ihrer Erzeugnisse beeinträchtigt und/oder Ihrem Unternehmen schadet. Al-lerdings ist ein hundertprozentiger Schutz vor Futtermittelbetrug in der Regel nicht möglich. Wichtig für die Verhütung von Futtermittelbetrug ist, dass Sie einen Über-blick über die Betrugsanfälligkeit sowie einen darauf abgestimmten Plan zur Be-trugsverhütung haben, der sich auf Abweichungen von der Normalität konzentriert.

Welche Lenkungsma ß nahmen kann ich umsetzen?

Ein Plan zur Betrugsverhütung kann verschiedene Elemente enthalten:

  • Die Entwicklung einer (Unternehmens-) Organisation, die auf den Umgang mit Betrugshinweisen vorbereitet ist, eine offene Kultur hinsichtlich der Meldung und Besprechung solcher Sachverhalte kennt und für die Umsetzung der Maßnahmen zur Betrugsverhütung verantwortlich ist: Wer macht was, wer entscheidet, wer wird informiert? Funktioniert der Plan zur Betrugsverhütung korrekt und schützt er mein Unternehmen so wie vorgesehen? (Verifizierung, Validierung, Audit, Ziele der obersten Leitung)?
  • Legen Sie fest, wie der Normalfall aussieht und welche Standards es gibt. Wenn Sie wissen, wie der Normalfall aussieht/welche Standards es gibt, dann können Sie festlegen, wo es Abweichungen gibt. Eine Abweichung kann ein Hinweis darauf sein, dass Betrug begangen wurde. In der Praxis bildet eine Kombination von Informationen einen Hinweis auf möglichen Betrug. Die Kombination aus Informationen ist nicht immer gleich und/oder vorhersehbar. Gesunder Menschenverstand, Erfahrung und Wissen, wie Ergebnisse auszulegen sind, werden benötigt. Sie müssen sich immer vor Augen halten, dass Verfälschung nicht hingenommen werden darf, auch wenn sie der Normalfall ist. Weiter unten (Tabelle 3) finden Sie diverse Situationen, die darauf hindeuten, dass eventuell Betrug vorliegt.
  • Setzen Sie Maßnahmen zur Betrugsverhütung um, die dazu beitragen, Betrug bereits in einem frühzeitigen Stadium zu verhindern oder aufzudecken. Hier finden Sie Beispiele für mögliche Maßnahmen zur Betrugsverhütung.

Tabelle 2: Beispiele für mögliche Betrugshinweise

Beispiel 1

Einem niederländischen Unternehmen wird Getreide zu einem ungewöhnlich niedrigen Preis angeboten. In der vergangenen Saison war die Qualität dieses Getreides wechselhaft; ferner ist bekannt, dass bei mehreren Partien die gesetzlichen Grenzwerte für einen spezifischen Kontami-nanten überschritten waren. Das Getreide stammt aus Rumänien und wird in Dänemark gelagert.

Mögliche Betrugshinweise:

  • Ungewöhnlich niedriger Preis.
  • Partien mit Abweichungen, die die gesetzlichen Grenzwerte für einen spezifischen Kontaminanten überschreiten, sind auf dem Markt verfügbar.
  • Ungewöhnliche Logistikroute des Einzelfuttermittels: Herkunft: Rumänien, Lagerung in Dänemark.

Beispiel 2

Ein eiweißreiches Einzelfuttermittel spezifischer Herkunft mit einem geringen Gehalt an Kontami-nanten wird einem Kunden zum Normalpreis angeboten. Die Herkunft dieses Einzelfuttermittels ist wichtig, da bekannt ist, dass bestimmte Herkunftsländer einen hohen Gehalt an Kontaminanten haben und andere Länder wiederum einen niedrigen Gehalt. Das Einzelfuttermittel wird in einem armen Land hergestellt. Das Futtermittel hat eine lange inländische Logistikroute und wird in ei-nem internationalen Hafen gesammelt. Das Futtermittel wird in Säcken transportiert, die für den Massenguttransport in Hochseeschiffen geöffnet werden.

Mögliche Betrugshinweise:

  • In diesem Fall hat das Einzelfuttermittel einen Mehrwert, und zwar aufgrund des hohen Eiweißgehalts und der spezifischen Herkunft mit einem geringen Gehalt an Kontaminanten.
  • Das Einzelfuttermittel wird in einem äußerst armen Land hergestellt.
  • Nach der Herstellung wird das Einzelfuttermittel in Säcke verpackt, aber beim Verladen der Güter in Hochseeschiffe werden diese Säcke geöffnet, was dazu führt, dass Zugang zum Erzeugnis besteht.

Beispiel 3

Eine lokal gelagerte Partie flüssiger Einzelfuttermittel wird zum Normalpreis angeboten. Die Partie wird gemeinsam mit Partien desselben Einzelfuttermittels unterschiedlicher Eigentümern und/oder unterschiedlicher Herkunft gelagert. Am Lagerstandort wird nicht kontrolliert, ob die erhaltenen Partien aus einem nach GMP+ gesicherten Strom oder einem Strom stammen, der anhand eines Torwächterprotokolls gesichert wurde.

Mögliche Betrugshinweise:

  • Beim Erzeugnis handelt es sich um eine Flüssigkeit, die einfacher zu verfälschen ist als ein festes Erzeugnis.
  • Keine Kontrolle der erhaltenen Partien

7. Ist mein Unternehmen vorbereitet?

Ein hundertprozentiger Schutz gegen Futtermittelbetrug ist unrealistisch. Das bedeutet, dass Sie nicht nur einen Plan zur Betrugsverhütung zu erstellen haben, sondern Ihr Unternehmen auf mögliche Maßnahmen für den Fall vorbereiten sollten, dass es einen Betrugshinweis gibt.

Weiß mein Unternehmen, was zu tun ist, wenn es einen Betrugshinweis gibt?

Das GMP+ FC scheme enthält verschiedene Dokumente über die Lenkung von Zwischenfällen in folgenden Bereichen:

Wanneer de directie van het bedrijf vermoedt dat een fraude-incident van grote invloed kan zijn dan is het raadzaam om een crisisteam te activeren om de aanpak van het incident te coördineren.

Als door het fraude-incident (de borging van) de diervoerderveiligheid in het geding is, geldt de EWS-procedure van GMP+ International. U doet dan melding van de kwestie bij GMP+ International en bij de autoriteiten als de wetgeving in uw land dat verplicht. Bij twijfel, is in contact met GMP+ International af te stemmen of de EWS-procedure van toepassing is. Dankzij meldingen over (potentiële) problemen die de diervoederveiligheid aantasten, helpt de EWS-procedure met adequate maatregelen schade te voorkomen dan wel te beperken. GMP+ International zal meldingen van (verdenkingen van) fraude vertrouwelijk in behandeling nemen.

Appendix 1: Expertenteam

Die Leitung des Unternehmens ist für die Zusammenstellung eines Expertenteams verantwortlich, das die Grundinformationen sammelt, die zur Ermittlung der Betrugsanfälligkeit des Unternehmens erforderlich sind. Die Leitung des Unternehmens hat dafür zu sorgen, dass den Mitgliedern des Teams genug Zeit und (sofern erforderlich) Ressourcen zur Verfügung stehen.

Neben der Bewertung der Anfälligkeit für Futtermittelbetrug des Unter-nehmens kann das Expertenteam auch den Entwurf und die Implementierung des Plans zur Verhütung von Futtermittelbetrug beaufsichtigen. Außer bei der Implementierung kann das Team auch eine Rolle bei der Pflege und Verifizierung der Bewertung der Anfälligkeit für Futtermittelbe-trug und beim Plan zur Verhütung von Futtermittelbetrug spielen.

Der Umfang des Expertenteams hängt von der Größe der Organisation und den Kenntnissen der Teammitglieder ab. Es sind Kenntnisse in diversen Bereichen erforderlich:

z.B. technisches Fachwissen, Sachverstand im Bereich chemischen Futtermittelwissens, Toxikologie, mikrobiologische Futtermittelkenntnisse, Qualitätslenkung, Kenntnisse der Kette, Beschaffung, Erzeugnisse, Lieferanten, Hersteller, Transport- und Lagerunternehmen, Sicherheit, Kriminologie.

Außer aus den diversen Wissensbereichen haben die Teammitglieder aus den verschiedenen hierarchischen Ebenen des Unternehmens zu stammen. Damit soll der Rückhalt im gesamten Unternehmen gesichert werden.

Je nach dem Umfang eines Unternehmens können sich die verschiedenen Wissensbereiche in der Hand einer einzigen Person befinden. Gegebenenfalls kann ein Unternehmen die Dienstleistungen qualifizierter externer Experten in Anspruch nehmen.

Folgende Wissensbereiche können im Expertenteam vertreten sein:

  1. Leitung: Die Leitung des Unternehmens ist für die Formulierung der

Unternehmensziele und die Konzeption von Strategien in Bezug auf Futtermittelbetrug sowie die Organisierung der Ressourcen zur Umsetzung dieser Ziele zuständig. Die Leitung stellt ihr Engagement für die Entwicklung und Implementierung des Futtermittelbetrugs-Managementsystems unter Beweis und kann innerhalb des Teams als Entscheidungsträger fungieren.

  1. Herstellung von Enderzeugnissen: Bei der Herstellung von Enderzeugnissen aus

Einzelfuttermitteln, Mischfuttermitteln und Vormischungen werden Inhaltsstoffe verwendet. Diese Inhaltsstoffe beeinflussen das Enderzeugnis (z.B. technologische und physischen Eigenschaften, Qualität, Nährwert). Während der Verarbeitung von Inhaltsstoffen können Abweichungen bemerkt werden. Zur Bewertung der Betrugsanfälligkeit von Inhaltsstoffen können Kenntnisse von Produktionstechniken und der Enderzeugnisse nützlich sein.

  1. Herstellung von Inhaltsstoffen: Inhaltsstoffe werden mit Hilfe spezifischer

Herstellungsprozesse hergestellt. Um Gelegenheiten zur Begehung von Futtermittelbetrug erkennen zu können, sind Fachkenntnisse über die Herstellungsprozesse von Inhaltsstoffen erforderlich.

  1. Qualität: Die Qualität von Inhaltsstoffen und Enderzeugnissen kann über

Futtermittelbetrug beeinträchtigt werden. Außerdem sind Kenntnisse im Bereich von QM-Systemen zur Bewertung des allgemeinen Qualitätskontrollniveaus der verschiedenen Teilnehmer in der Kette nützlich. Kenntnisse der verpflichteten Dokumentation, von Einfuhrkontrollen und mikrobiologischen, chemischen und physischen Eigenschaften sowie Verständnis von der Qualität von Inhaltsstoffen und Enderzeugnissen sind erforderlich.

  1. Beschaffung: Inhaltsstoffe werden täglich eingekauft. Über den Kontakt zu Lieferanten ergeben sich Informationen über die Inhaltsstoffe, jedoch auch über die Marktlage, andere Teilnehmer in der Kette, Gewächserträge, die Lage im Herkunftsland (beispielsweise Armut, Korruption, Naturkatastrophen). Diese Informationen können benutzt werden, um zu ermitteln, wo die Gelegenheiten und Antriebe zur Begehung von Futtermittelbetrug liegen.
  1. Lagerung: Nach der Herstellung können die Inhaltsstoffe beispielsweise von einem Lagerunternehmen gelagert werden. Die Verhältnisse bei diesem Lagerunternehmen könnten Gelegenheiten zur Begehung von Futtermittelbetrug bieten oder die Lage im Land der Lagerung könnte eine Motivation zur Begehung von Futtermittelbetrug darstellen.
  1. Transport: Inhaltsstoffe werden vom Hersteller zum Kunden transportiert. Dies kann direkt vom Hersteller zum Kunden erfolgen oder über eine zwischenzeitliche Lagerung. Die Transportmethode kann sich während der Fahrt zum Kunden ändern und das Transportmittel mit dem Inhaltsstoff kann dabei verschiedene Länder oder Standorte anlaufen/anfahren. Während des Transports können sich Gelegenheiten und Gründe zur Begehung von Betrug ergeben.
  1. Betriebsfinanzen: Die finanzielle Lage eines Unternehmens kann eine Motivation für die Begehung von Futtermittelbetrug sein. Der Einblick in die finanzielle Lage der Kettenteilnehmer ist erforderlich, um je Teilnehmer die Motivation zu beurteilen und somit die Anfälligkeit für Futtermittelbetrug zu ermitteln.
  1. Personeller Bereich: Bestimmte persönliche Eigenschaften oder Personen in bestimmten Situationen können zu einer erhöhten Motivation zur Begehung von Futtermittelbetrug führen.
  1. Laboranalyse: Chemische, mikrobiologische und physische Eigenschaften von

Inhaltsstoffen können von einem Labor analysiert werden, lassen sich jedoch auch vor Ort mit Hilfe schneller Screeningtests analysieren. Es ist wichtig, dass die korrekten Analysemethoden verwendet und die analytischen Informationen richtig interpretiert werden. Analytische Daten können einen Hinweis darauf enthalten, dass möglicherweise Betrug begangen worden ist.

  1. Kette: Ein Inhaltsstoff „bewegt sich“ innerhalb der Kette und gelangt dabei mit

verschiedenen Gelegenheiten und Motivationen zur Begehung von Futtermittelbetrug in Berührung. Die Struktur dieser Kette beeinflusst die Anfälligkeit für Futtermittelbetrug.

Die Mitglieder des Expertenteams können Mitglieder des Feed Safety Teams sein, jedoch auch andere Wissens- und Erfahrungsbereiche haben zur Verfügung zu stehen, um dafür zu sorgen, dass das Vorhandensein der erforderlichen Kenntnisse gewährleistet ist.

Die Experten im Team haben eine Schulung zu absolvieren, in welcher Futtermittel- und Lebensmittelbetrug behandelt wird, beziehungsweise die Mitglieder des Teams haben auf der Grundlage von Erfahrung ein gleichwertiges Niveau zu haben.

Dem Unternehmen wird empfohlen, die Mitglieder des Expertenteams und deren Kenntnisse zu dokumentieren.

Appendix 2: Referenzen

  1. Everstine et al., Economically motivated adulteration (EMA) of food: Common characteristics of EMA incidents, Journal of Food Protection, Volume 76(4), 2013, pagina 723-725
  2. Moore et al., Development and application of a database of food product fraud and economically motivated adulteration from 1980-2010, Journal of Food Science, Volume 77(4), 2012, pagina R118-R126
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